Kategorie: Business

  • Positionierung nach Gefühl

    I very much want to see a job posting that says “we’re a slow paced environment so please don’t apply if you prefer fast paced.”

    https://www.threads.net/@thepracticalpmo/post/DBR_gDRztUb

    Ich begreife, dass meine eigene Positionierung als Grafikdesigner auch etwas damit zu tun hat, dass ich glaube, dass meine Arbeit, das Grafikdesign selbst, Zeit braucht, und nicht schnell gehen kann.

    Meine eigenen Recherchen, meine Nachforschungen, meine vielen Bibliotheksbesuche (letztens mit Fernleihe für ein ansonsten nicht mehr auffindbares Buch von Herbert Kapitzki) stellen für mich elementare Arbeit dar, und ich hoffe, dass ich da meinem eigenen Instinkt und meiner Erfahrung vertrauen darf, wenn ich bemerke, dass es einen ausgleichbaren Mangel an Wissen oder tieferem Verständnis gibt.1

    Und diese Geschwindigkeit ist für mich die richtige für meine Arbeit als Grafikdesigner, denn nur so kann ich die Qualität überhaupt erreichen, die ich von mir selbst fordere. Manchmal ist es auch für mich ganz angenehm, die eigene Position von jemand anderem ausgesprochen zu hören, ich bin da keine Ausnahme.

    1. Kapitzki, Herbert W. Programmiertes Gestalten: Grundlagen für das Visualisieren mit Zeichen. Karlsruhe: D. Gitzel, 1980.
      ↩︎
  • Hyperconnected: warum man mehr als nur Social Media Accounts braucht

    Man muss auch wissen, was man mit ihnen macht. Knüpfe ich Kontakte oder warte ich darauf, dass ich von anderen „entdeckt“ werde? Und da gibt es noch diese Denkweise über Kunst und Design, dass es nur dann Kunst ist, wenn dahinter keine finanziellen Absichten stecken. Am Besten niemals. Und Design ist auch nur dann Design, wenn es als solches gar nicht erst in Erscheinung tritt.

    Wahrscheinlich, entlang dieser Ideenwelt der Reinheit von etwas, ist die Verwendung von Medien auch nur dann überhaupt zu ertragen, wenn man keine Zwecke damit verfolgt.1 Dass diese Welt an dem Leben vorbeigeht, muss sicherlich nicht weiter analysiert werden: Zeit ist kostbar und wenn man sich einer Handlung gerade widmet, und sei es auch nur das Trinken von Kaffee, kann man nicht gleichzeitig noch etwas anderes mit dieser bereits investierten Zeit anrichten.2

    Als Grafikdesigner verfolge ich finanzielle Absichten, weil meine Zeit bezahlt werden muss: wäre ich Bäcker, gäbe es keinen Unterschied. Meine Social Media‑Accounts dienen aber im Moment dazu, herauszufinden, wen ich erreichen möchte, wer meine Kunden sein sollen, mit welchen Kollegen ich gut kann und zusätzlich dienen die nunmehr insgesamt mehr als zwanzig dieser Accounts dem Informationsaustausch. Wo kann ich also etwas erklären, an welchen Diskussionen nehme ich teil, bleibe dabei aber in meinem Fachbereich. Wer aber, wie ich sagen würde, in den Bereich der Zerstreuung durch Social Media rutscht, hat aber auch ganz andere Bedürfnisse als ein Grafikdesigner, der beispielsweise durch den Hashtag virtualcoworking auf Threads seinen Arbeitsbeginn an Werktagen ankündigt.3

    Ich verwende bei aller Hyperconnection aber nicht jede Plattform gleich: beispielsweise ist Bluesky überraschend leer, wenn es um Design, Grafikdesign und Kunst geht; Medium und Substack verwende ich auch eher zum Lesen und Speichern von für mich interessanten Artikeln, wie beispielsweise dieses Kleinods von Kyuha Shim namens Computation for Graphic Designers+(sic), das neugierig auf Koreanisches Design macht. Manche dieser Verbindungen verwende ich aktiv, manche passiv, weil es sich einfach so ergibt, mit Sicherheit aber auch durch das Erlebnis, das von Plattform zu Plattform immer etwas anders ist. Es ist also weder die Menge an Accounts, die wichtig ist, noch die empfundene Intensität oder Wichtigkeit (oder, wie selbstempfundene Influencer gerne sagen, ob etwas relevant ist) der Verwendung, sondern es bleibt einfach eine Frage dessen, was man selbst erreichen möchte und ob das Werkzeug, das man dazu verwendet, überhaupt passt.

    Und, ob man selbst schlussendlich zu dem überhaupt passt, was man über sich selbst glaubt. Ich denke, dass da für nicht wenige der Knackpunkt liegt.

    Wer aber darauf setzt, dass man ihn entdeckt, dass da schon ein anderer kommen wird und einen mitnimmt auf die eigene Reise, dann wartet man mit Millionen anderer.4 Den eigenen Erfolg kann man aber auch als Teil der eigenen Arbeit sehen und die Dinge tun, die diesen Erfolg nicht sabotieren. Man braucht also nicht nur die Verbindungen, man braucht nicht nur die eine Sache, die den Erfolg schon bringen wird, man muss das, was man tut, auch verstehen. Wenn man sich schon die Arbeit macht, dann sollte die Arbeit auch durch einen ihr entsprechenden Verdienst und etwas mehr aufgewogen werden. Und sich die Arbeit mal zu machen, darüber nachzudenken, warum man seine Arbeit nicht vermarktet, ist durchaus sein Geld wert. Und ich denke, es fängt damit an, dass man anfängt sich darüber Gedanken zu machen, wen man überhaupt erreichen will.

    1. Vielleicht sind Medien etwas, das in dieser Ideenwelt nur als Streicheleinheit funktionieren darf, ähnlich wie bei Schwarzfischer in Blicke, Likes und Klicks: Zur verhaltensbiologischen Basis von Social Media. ↩︎
    2. Siehe Talebs Beobachtungen dazu, wie wir uns vorstellen, dass die Welt funktioniert, vor allem in Der schwarze Schwan : die Macht höchst unwahrscheinlicher Ereignisse und Antifragilität. ↩︎
    3. Aktuelle Posts beispielsweise auf Threads.net hier https:­//­www.­threads.­net/­search?­q=virtualcoworking&­serp_type=tags&­tag_id=18337655179121416&­filter=recent ↩︎
    4. Der andere, der da kommt, nimmt einen schon mit, aber auf seine eigene Reise. ↩︎